Pro Pain - Absolute Power | 07.05.2010


Wie fängt man am besten eine Rezension eines Album an, wenn es bei der Band um vier Mannen mit kahlgeschoren Köpfen geht, die Gewaltparolen brüllen, auf Konzerten auch schon mal offen gewalttätig reagieren und deren neustes Werk Absolute Power unter anderem von einer weißen Faust geziert wird?

Das oberflächliche Gesamtpaket wirkt doch ziemlich rechtsgesinnt und gibt einem zu denken. Will man diese Band überhaupt mit einer positiven Kritik supporten?

Also wird recherchiert, etwas genauer hingeschaut und dann Interviews gefunden, in denen es heißt, dass eine rechte Einstellung von der Band nicht vertreten wird, man falsch damit läge sie in diese Schublade zu zwängen und sie sich selbst eher ’links vom Zentrum’ sehen. Diese Worte sind keine Entschuldigungen für das Gehabe der Mitglieder, aber sie beruhigen das Gewissen dann doch etwas und man kann sich auf die Musik konzentrieren, um die es in erster Linie auch gehen sollte.

Seit heute steht also das neuste Werk der Hardcore Band Pro Pain in den Läden und beim Titel Absolute Powerdrängt sich einem unweigerlich die Frage auf: Ist da auch absolute Power drin? Wir werden es sehen äh… hören.

Der Opener Unrestrained heizt schon ordentlich ein. Harte Beats, schreddernde Gitarrenriffs und zum Ende hin melodische Parts, die kontrastreich den brüllenden Sprechgesang von Sänger Gary Meskil unterstreichen.
Destroy Your Enemy legt nach und erinnert phasenweise im Gesang an ‚System Of A Down’. Eine grandiose Mischung, die in meinen Ohren gerne öfter klingen kann, nicht zuletzt, weil die Gitarristen Tom Klimchuck und Marshall Stephens bei diesem Stück einen verdammt guten Job machen.

Mit Stand My Ground ist ein Song auf dem Album gelandet, der jetzt schon halbes Livepotenzial entfaltet. Headbangen und Mitgrölen sind bei diesem Stück Pflicht! Auch hier wird wieder mit dem Gesang experimentiert und Gastsänger Schmier (DESTRUCTION) wurde für den Song dazugeholt. Dieser orientiert sich ein bisschen an ‚KORN’ und spätestens beim Schlusssatz ‚It is my decission’ stellt man fest, dass ‚Hardcore’ eben nicht gleich plumpes ‚Gitarren und Drums Verprügeln’ ist, sondern mit der richtigen Stimme auch ganz schön unter die Haut die gehen kann.
Der Nachfolgesong Road To Nowhere watet, wie auch schon sein Vorgänger, mit kleinen stimmlichen Überraschungen auf, so dass der Text des Refrains und der Hintergrundgesang auch nach Ende des Songs noch nachklingen. Die Gitarrenklänge lassen sich ebenfalls nicht so leicht abschütteln und der Song bleibt im Gedächtnis haften. 

Hell On Earth steht den bisherigen Songs des Albums in nichts nach. Harte Riffs, laute und preschende Drumbeats und Gary Meskils Stimme, die wandelbarer ist, als man es im ersten Moment glauben mag. Auch textlich versagt die Albummitte nicht, sofern man sich die Mühe macht auf den Text zu achten: „So please don’t ask me for war […] the price it was hell on earth.

Doch das eigentliche Highlight kommt erst noch. Gone Rogue (I Apologize) liefert, neben den gewohnten Klängen in den Strophen, einen Refrain, der einen sprichwörtlich von den Socken haut. Es wird gesungen, mehrstimmig, richtig mit Background, und das nicht nur für ein paar Sekunden lang. Unterstützend gibt es, zwar immer noch energiegeladene, aber melodische E-Gitarren, die so gar nicht mehr nach ‚immer in die Fresse’ klingen und es hört sich gut an, verdammt gut sogar. Dieser Wow-Effekt hält noch eine Weile an, auch wenn schon der vorletzte Song läuft.
Rise Of The Antichrist lädt das alte Hardcore-Image wieder auf, und leitet mit jaulenden Gitarren, Growling und scheppernden Drums das Finale ein.
Hate Coalition bildet das Schlusslicht und zeigt noch einmal, dass Pro Pain keinesfalls sanft oder handzahm geworden sind und auch nach all den Jahren immer noch ordentlich abrocken können.


Fazit: Power hat die Platte, keine Frage, aber ob sie 'absolute Power' hat muss wohl jeder für sich entscheiden. Doch von der Redaktion gibt es für diese geballte Ladung Energie und den Touch Gefühl, der sogar im Hardcoregenre nicht fehlen darf, 8 von 10 Skaleidoskope.


Tracklist mit Anspieltipps:
1. Unrestrained
2. Destroy The Enemy 
3. Stand My Ground
4. Road To Nowhere
5. AWOL
6. Hell On Earth
7. Divided We Stand
8. Gone Rogue (I Apologize)
9. Rise Of The Antichrist
10. Hate Coalition


Text: C. Stahl
Bild: Albumcover

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