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Es versprach ein großes Ereignis für die Tokio Hotel-Fangemeinde zu werden: Der Tourauftakt zur 'Welcome to Humanoid City'-Tour im luxemburgischen Esch war lang erwartet und früher noch als sonst in dem kleinen Land campten die Hardcore-Fans vor der Halle.
Bereits eine Woche vor dem Konzert sollen die Ersten angereist sein und trotz Schnee und Regen ihr Lager vor der 'Rockhal' aufgeschlagen haben, zwei Tage davor war ihre Zahl, laut einer luxemburger Zeitung, bereits auf über 60 angewachsen.
Entsprechend rasch füllte sich auch am Montag Morgen der Platz vor der Halle mit weiteren eintreffenden Fans, von denen sich viele den Tag von Schule oder Arbeit frei genommen hatten. Bereits am frühen Nachmittag war der Vorplatz so gut gefüllt, dass sich das Fehlen von Dixi-Toiletten unangenehm bemerkbar machte, als das benachbarte Einkaufszentrum den Fans den Zugang zu den dortigen Toiletten verwehrte und die Türen zu den Toiletten der Rockhal nur stündlich kurz geöffnet wurden.
Der Einlass verlief leider, im Vergleich zu früheren Touren der Band, wenig gut organisiert. Viel zu früh wurden die einzelnen Abschnitte innerhalb der Gitter-Serpentine verkleinert, so dass die Fans bereits Stunden vor Beginn des Einlasses dicht gedrängt stehend ausharren mussten. Schließlich wurde die Schlange weit vorne innerhalb der Absperrung unterbrochen und die Gitter an einer anderen Stelle geöffnet – mit der Folge, dass viele Fans, die zum Teil bereits Tage vor der Halle verbracht hatten, nun in der Warteschlange hinter andere gerieten, die meist erst am Konzerttag angereist waren. Die Proteste und Beschwerden der Warteten beantworteten die beteiligten Mitarbeiter der Sicherheitsfirma höchsten mit einem hämischen „Ihr kommt doch eh alle rein.“. So verwunderte es denn auch nicht, dass sich in der zuvor erstaunlich zivilisierten Menge recht bald Gedrücke, Geschiebe und Panikanfälle breit machten, die Sicherheitskräfte alle Hände voll zu tun hatten, die Menge und die Absperrungen in Schach zu halten und letztlich zumindest stellenweise daran scheiterten.
Die meisten Fans waren sich einig: Unter der Leitung der ehemaligen Securities wäre ein solches Debakel – bei einer verhältnismäßig 'geringen' Anzahl von 4000-5000 Fans, die 'Rockhal' war nicht einmal ausverkauft - gar nicht erst entstanden, da diese es definitiv besser verstanden, den Einlass zu regeln. Erstaunlicherweise war es, entgegen allen Erwartungen, dem relativ besonnenen Verhalten der Fanmenge zu verdanken, dass es nicht zu Szenen kam wie damals in Israel, als die dortigen Fans in ihrer Euphorie und Hysterie sogar Glastüren eindrückten.
Kam man einigermaßen unbeschadet durch die Ticket- und Taschenkontrolle, ging der Run auf die besten Stehplätze los. Schnell versammelte sich die Fangemeinde vor der Bühne und fieberte dem Moment entgegen, an dem der schwarze Vorhang gelüftet werden würde und sie zum ersten Mal einen Blick auf die neue Bühne werfen dürfte.
Doch bis dahin musste man sich erneut in Geduld erproben, da noch der luxemburgische Support sein 'Können' beweisen wollte. Dem Großteil des Publikums gefiel was sie hörten, uns persönlich riss nur die arg misslungene Interpretation des Sunrise Avenue-Hits 'Fairytale Gone Bad' fast von den Füßen.
Nachdem auch das überstanden war, dauerte es nicht mehr allzu lange, bis das Licht in der Halle erlosch und der Lautstärkepegel, der von der Fanmenge ausging, rapide anschwoll.
Es war soweit. Unter lauten Jubelschreien und dem für Tokio Hotel-Fans längst zum Markenzeichen gewordenen Gekreische wurde der Vorhang gelüftet und zum Vorschein kam eine futuristische Metallkugel, rundherum mit einer stilisierten Form des Bandlogos versehen, die - einem Überraschungs-Ei gleich – ihren Inhalt erst nach dem Öffnen preisgab: das Schlagzeug mit Drummer Gustav Schäfer.
Unterdessen hatten Gitarrist Tom Kaulitz und Bassist Georg Listing auf der einer verfallenden Stadt nachempfundenen Bühne Stellung bezogen und während des Intros des Openers 'Komm' fand sich auch Sänger Bill Kaulitz auf der Bühne ein, um eine gewohnt energiegeladene Show zu starten.
Mit seinen mehrfach wechselnden, futuristischen Outfits spaltete Frontmann Bill die Meinung der Fans: Während die Einen den Mix aus gepolstertem Leder-Catsuit, Nieten und Leuchtschläuchen recht cool fanden, hatten die Anderen nur ein kopfschüttelndes Lachen übrig.
Davon unbeeindruckt zog er sichtlich gutgelaunt 'seine' Show durch; wechselte in regelmäßigen Abständen die Accessoires, die sein Outfit wandelten, ließ sich zum Intro von 'Dogs Unleashed' mit einem Motorrad-Lookalike auf die Bühne hieven und gab den empfangenen Applaus während des Akustik-Sets an die Fans zurück.
So wandelbar wie Bills Outfit, so präsentierte sich auch die Band während der etwa anderthalb-stündigen Show: Von Krachern des zweiten Albums wie 'Ich brech aus', über eine Akustik-Version des Titel-Songs der neuen Platte 'Humanoid' und den in Europa bisher unveröffentlichten Song 'In Your Shadow (I Can Shine)' bis hin zum "Klassiker" 'Durch den Monsun' und der Ballade 'Zoom', die Bill nur mit Klavierbegleitung von Bruder Tom sang, war alles vertreten.
Auch mit dem Rahmenprogramm legte man sich ins Zeug: Abgesehen von der bereits erwähnten Motorrad-Einlage gab es mehrfach Pyro-Technik und während einer kurzen Pause teilweise unveröffentlichtes Backstage-Material auf der Leinwand zu bestaunen, die Plattform mit dem Drumset änderte während des Konzerts mehrfach die Höhe, so dass jeder die Chance hatte, einen Blick auf Drummer Gustav zu erhaschen.
Äußerst positiv fiel auf, dass im Gegensatz zum Album und einigen bisherigen Auftritten nicht mit Auto-Tune oder Teil-Playback gearbeitet wurde, die Elektro-Anteile bei allen Songs auf ein Minimum reduziert waren. Wo es sich nicht vermeiden ließ, um den Grund-Charakter der Songs zu erhalten, sprangen Gitarrist Tom und/oder Bassist Georg an zwei Keyboards ein; die hohen Gesangsparts kamen von Sänger Bill weniger quietsch-hoch als auf Platte, doch erstaunlich klar und eindeutig live.
Bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen bei Universal ihrer Philosophie, aus allem so viel Profit wie möglich zu schlagen, auch diesmal treu bleiben und erneut parallel zur Live-DVD auch eine Live-CD veröffentlichen, damit jeder, der eher auf Rock als auf Elektro-Pop steht, die Songs von 'Humanoid' zumindest teilweise auch zu Hause genießen kann.
Nach dem zunächst als letzten Song angekündigten 'Sonnensystem' folgte die Band selbstverständlich den lauten Rufen nach einer Zugabe, doch als bei 'Für immer jetzt' die Konfetti-Kanonen rote und schwarze Papierschnipsel in die Luft feuerten, war auch dem Letzten klar, dass nun das endgültige Ende für diesen Abend gekommen war. Die Bandmitglieder stiegen unter dem Abschluss-Applaus nacheinander in die sich wieder schließende Metallkugel und verschwanden schließlich aus dem Blickfeld des Publikums, das ihnen noch eine ganze Weile nachjubelte.
Bleibt zu sagen, dass es für uns ein überraschend angenehmes Konzert war; die Lieder des neuen Albums entfalten erst live ihr volles Potential und die Band bewies wieder einmal, weshalb sie bereits mehrere Preise als bester Live-Act entgegennehmen durfte.
Setlist:
Intro
Komm
Menschen suchen Menschen
Ich brech' aus
Kampf der Liebe
Lass uns laufen
Hey You
Alien (deutsch)
Übers Ende der Welt
Humanoid (deutsch)
Geisterfahrer
Dogs Unleashed
Träumer
In Your Shadow (I Can Shine)
Automatisch
Screamin'
Sonnensystem
Zugabe:
Zoom
Durch den Monsun
Für immer jetzt
S. & C. Stahl
Bilder: C. Stahl
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