Hanami 2012 – Sieben Jahre Buntes Treiben


Zum siebten Mal öffnete Ludwigshafen am 5. und 6. Mai seine Pforten für die alljährliche Hanami, das Kirschblütenfest. Für viele Besucher der Convention gehört es schon längst zur Tradition: Anfang Mai färbt sich sich ein Teil Ludwigshafens bunt und widmet sich vollkommen dem fernöstlichen Charme. Durch den steigenden Beliebtheitsgrad des Events, wurde jedoch der Platz in der Stammlocation 'Das Haus' zunehmend zu gering und so sattelte die Veranstaltung um. Die bunte Horde von Manga- und Animeliebhabern, Cosplay- und Japanfans traf sich dieses Jahr im Pfalzbau um ein ganzes Wochenende lang japanisches Flair zu genießen.

 So viel zur Theorie und auf in die Praxis.

Vorab etwas zu den Rahmenbedingungen und der höheren Gewalt auf dieser Convention. In den letzten Jahren waren zu wenige Sitzgelegenheiten auf dem Außengelände stets ein Problem gewesen, so dass einem meistens keine andere Wahl blieb, als seine Kleider und zum Teil auch teuren, sowie mit viel Mühe genähten Cosplays dem rauen Asphaltboden auszuliefern. Mit dem größeren Gelände kam auch die Umstrukturierung und so durfte man neben dem großen Händlerzelt für allerlei Manga-, Anime- und Gamesmerchandise auch eine ganze Reihe Biergarnituren bestaunen. Dass die Nutzung derselben meist nur sporadisch in Anspruch genommen wurde, verdankte man wohl Ryujin (Drachen- und Wettergott, Herrscher über Donner und Regen), der offenbar das Geschehen ausgiebig mitverfolgte. Kurz gesagt: Die diesjährige Hanami war die verregnetste, seit es diese Convention gibt. Allerdings können die Veranstalter noch nicht das Wetter beeinflussen und so war manch einer sicherlich erfreut über das langgestreckte Vordach des Pfalzbaus, unter dem man auch ohne Eintrittskarte nicht automatisch bis auf die Knochen durchnässt wurde.

Für alle, die noch ihre Tickets kaufen oder die vorbestellten Eintrittskarten abholen mussten, war dies jedoch nur ein geringer Trost. So erging es auch uns nicht besser als vielen anderen Conbesuchern und wir standen - im Verhältnis zu diesen sogar nur eine kurze halbe Stunde - im Regen an, um unsere Eintrittscodes an der Kasse in Empfang zu nehmen. Halb so wild, dachten wir uns noch, immerhin waren wir gut ausgerüstet mit Regenschirmen und nicht zu leicht bekleidet. Doch an der Kasse hieß es für uns erst einmal: Fehlanzeige, unsere Tickets wurden laut System bereits abgeholt. Nach einem ersten kurzen Schock wurde dann klar, dass sie bereits ausgedruckt für uns hinterlegt waren. Auch gut, dann eben rein in den Pfalzbau und dort die Karten sichern. Doch auch das war leichter gedacht als getan. Die netten Conhelfer wussten zwar alle irgendwie Bescheid, doch so richtig waren ihre Aussagen und Angaben dann doch nicht immer und so wies man uns an, uns in die nächste Schlange einzureihen. Eine weitere halbe Stunde später schickte man uns erneut weiter an einen Tisch, an dem man uns dann auch die Eintrittskarten aushändigte.

An dieser Stelle die erste Kritik an die Veranstalter: Nach sechs Jahren Conventionorganisation sollte es möglich sein, eine Koordination und Kommunikation auf die Beine zu stellen, die sowohl den Mitarbeitern als auch den Besuchern einen angenehmen und einigermaßen reibungslosen Einlass ermöglicht. Stellenweise drängte sich das Gefühl auf, dass die Kassen- und Einlassorganisation sich sogar im Vergleich zum letzten Jahr verschlechtert hatte. Es liegt außerhalb unseres Kenntnisstandes, was alles für die Veranstalter (un)möglich war, doch bei so vielen Eingangsmöglichkeiten, die der Pfalzbau zu bieten hat, hätte man sicher mehr Ein- und Ausgänge nutzen können, als es getan wurde.

Im Inneren des Gebäudes angelangt, fiel uns erst einmal der ungewohnte Freiraum auf, den man hatte, wenn man sich durch die Gänge bewegte. Keine dicht an dicht gereihten Stände, kein Vorbeidrängen an anderen Congängern, kein Geschubse und keine plattgetretenen Füße. Die Verkaufsstände sowie der Bring 'N' Buy-Bereich waren so platziert, dass das frühere Chaos rund um die angebotene Ware ausblieb. Es war geradezu angenehm, wie man an Verkaufsständen vorbei zum Karaokeraum schlendern konnte oder zum Gamesroom spazierte, ohne ständig angerempelt oder halb zerquetscht zu werden.
Auch die Räume, die für die Workshops wie zum Beispiel 'Arbeiten mit Fimo', 'Cosplaywaffen selber bauen' oder 'Kalligraphie' benutzt wurden, waren von den Räumlichkeiten her sehr gut gewählt, wobei dies vermutlich mehr an den Raumeigenschaften an sich, als an den Auswahlmöglichkeiten lag. Außerdem gab es dieses Mal statt einem kleinen Zelt, wie es letztes Jahr noch der Fall war, einen eigenen Karaokeraum mit Leinwand und Zuschauerplätzen, sehr zur Freude aller ambitionierten Sänger/innen.

Wer nicht seine eigenen Darbietungskünste veranschaulichen wollte, hatte in der oberen Etage im Festsaal die Option, die von anderen zu begutachten. Egal ob Cosplaywettbewerb oder die Lolitamodenschau, die Showgruppe 'Tsuki no Senshi' oder die traditionelle Mister und Miss Hanami Wahl, die Besucher wurden durchweg unterhalten. Ein Problem, das sich auf jeder Convention die wir bisher besuchten, offenbar nicht umgehen ließ, ist und bleibt die Technik. Sie wirkt oftmals mehr gewollt als gekonnt und so blieben übersteuerte Boxen, zu laute Musik und zu leise eingestellte Mikrofone auch dieses Jahr sehr prägnant in der Erinnerung.

Wer sich nach den lauteren Programmpunkten etwas Ruhe gönnen wollte, hatte gleich zwei spezielle Optionen zur Wahl, denn das Maid Café 'Maido no Kisetsu' und der Host Club 'Sweet Spice' boten ihren Service im oberen Bereich an und versorgten für wenig Geld ihre Kunden mit Kaffee, Kuchen, Cupcakes und Cocktails.

Ansonsten sei zu den Räumlichkeiten erwähnt, dass das obere Stockwerk durchaus noch etwas sinnvoller hätte genutzt werden können und ein paar Sitzgelegenheiten mehr abseits vom Maid Café und dem Hostclub wünschenswert gewesen wären. Es wirkte alles in allem doch ein wenig kahl und das nicht nur im oberen Bereich. Auch im Erdgeschoss mangelte es an der von den Vorjahren bekannten Dekoration, die die Hanami stets begleitete. Wie sich jedoch im Gespräch mit einigen Conhelfern herausstellte, war dies von Seiten des Pfalzbaumanagements nicht gestattet.

Ebenso fand die extreme Waffenregelung für die diesjährige Location nicht besonders viel Anklang. Selbst die hausinterne Security empfand diese als zu streng und fühlte mit den Cosplayern, die nicht einmal mit kleinen Pappmachée-Schildern das Gebäude betreten durften, ohne die Gebilde vorher beim Waffencheck abgeben zu müssen.

Das Highlight der Hanami 2012 sollte der erste Cosplayball sein, welcher für 8,00 € Extraeintritt zugänglich war. Voraussetzungen für den Besuch des Balls waren also der Besitz einer Eintrittskarte und die Einhaltung des vorher überall verbreiteten Dresscodes. Bei letzterem schieden sich offenbar die Geister. Wie genau es auf dem Ball aussah, können wir nicht berichten, jedoch sahen wir viele, wirklich viele Ballbesucher durch den Einlass gehen, die nicht dresscodegerecht gekleidet waren. Gummistiefel, Chucks und Sommerkleidchen entsprechen nicht den Standards der angemessenen Abendgarderobe, wurden aber ohne Diskussionen durchgelassen anstatt dass sie, wie im Vorfeld angekündigt, den Zutritt verwehrt bekamen. Diese Haltung konnten einige derjenigen, die sich wegen dem strengen Dresscode keine Ballkarte sicherten, nicht nachvollziehen und so blieb bei einigen Conventiongängern der bittere Beigeschmack, um einen schönen Abend betrogen worden zu sein.

Nun mag der Eindruck entstehen, dass die diesjährige Hanami entgegen derer in den Vorjahren an Qualität verloren und der Spaßfaktor gelitten hat. Nun gut, wir können nicht abstreiten, dass wir im Großen und Ganzen ein wenig enttäuscht waren. Angefangen bei den wesentlich teureren Tickets, nachdem letztes Jahr groß getönt wurde, dass der Locationwechsel keine Auswirkungen auf die Eintrittpreise haben würde, über die immer noch erschreckend mangelhaft organisierten Einlässe bis hin zum Nichteinhalten der eigenen Regel für den Cosplayball, sorgten das ganze Wochenende für immer wiederkehrende Momente des Missmutes. Dennoch bleibt die Hanami in Ludwigshafen einfach die Hanami. Eine Convention auf der man Gleichgesinnte trifft, shoppen geht, seinen Spaß hat und allerlei neue Bekanntschaften schließen kann. Und das ist es eigentlich, was diese Veranstaltung alljährlich doch wieder lohnenswert macht, auch wenn wir uns wünschen würden, dass im achten Jahr einige organisatorischen Probleme aus der Welt geschafft werden.

Text und Bilder: C. Stahl

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