Zum siebten Mal öffnete Ludwigshafen
am 5. und 6. Mai seine Pforten für die alljährliche Hanami, das
Kirschblütenfest. Für viele Besucher der Convention gehört es
schon längst zur Tradition: Anfang Mai färbt sich sich ein Teil
Ludwigshafens bunt und widmet sich vollkommen dem fernöstlichen
Charme. Durch den steigenden Beliebtheitsgrad des Events, wurde
jedoch der Platz in der Stammlocation 'Das Haus' zunehmend zu gering
und so sattelte die Veranstaltung um. Die bunte Horde von Manga- und
Animeliebhabern, Cosplay- und Japanfans traf sich dieses Jahr im
Pfalzbau um ein ganzes Wochenende lang japanisches Flair zu genießen.
So viel zur Theorie und auf in die
Praxis.
Vorab etwas zu den Rahmenbedingungen
und der höheren Gewalt auf dieser Convention. In den letzten Jahren
waren zu wenige Sitzgelegenheiten auf dem Außengelände stets ein
Problem gewesen, so dass einem meistens keine andere Wahl blieb, als
seine Kleider und zum Teil auch teuren, sowie mit viel Mühe genähten
Cosplays dem rauen Asphaltboden auszuliefern. Mit dem größeren
Gelände kam auch die Umstrukturierung und so durfte man neben dem
großen Händlerzelt für allerlei Manga-, Anime- und
Gamesmerchandise auch eine ganze Reihe Biergarnituren bestaunen. Dass
die Nutzung derselben meist nur sporadisch in Anspruch genommen
wurde, verdankte man wohl Ryujin (Drachen- und Wettergott, Herrscher
über Donner und Regen), der offenbar das Geschehen ausgiebig
mitverfolgte. Kurz gesagt: Die diesjährige Hanami war die
verregnetste, seit es diese Convention gibt. Allerdings können die
Veranstalter noch nicht das Wetter beeinflussen und so war manch
einer sicherlich erfreut über das langgestreckte Vordach des
Pfalzbaus, unter dem man auch ohne Eintrittskarte nicht automatisch
bis auf die Knochen durchnässt wurde.
Für alle, die noch ihre Tickets kaufen
oder die vorbestellten Eintrittskarten abholen mussten, war dies
jedoch nur ein geringer Trost. So erging es auch uns nicht besser als
vielen anderen Conbesuchern und wir standen - im Verhältnis zu diesen
sogar nur eine kurze halbe Stunde - im Regen an, um unsere
Eintrittscodes an der Kasse in Empfang zu nehmen. Halb so wild,
dachten wir uns noch, immerhin waren wir gut ausgerüstet mit
Regenschirmen und nicht zu leicht bekleidet. Doch an der Kasse hieß
es für uns erst einmal: Fehlanzeige, unsere Tickets wurden laut
System bereits abgeholt. Nach einem ersten kurzen Schock wurde dann
klar, dass sie bereits ausgedruckt für uns hinterlegt waren. Auch
gut, dann eben rein in den Pfalzbau und dort die Karten sichern. Doch
auch das war leichter gedacht als getan. Die netten Conhelfer wussten
zwar alle irgendwie Bescheid, doch so richtig waren ihre Aussagen und
Angaben dann doch nicht immer und so wies man uns an, uns in die
nächste Schlange einzureihen. Eine weitere halbe Stunde später
schickte man uns erneut weiter an einen Tisch, an dem man uns dann
auch die Eintrittskarten aushändigte.
An dieser Stelle die erste Kritik an
die Veranstalter: Nach sechs Jahren Conventionorganisation sollte es
möglich sein, eine Koordination und Kommunikation auf die Beine zu
stellen, die sowohl den Mitarbeitern als auch den Besuchern einen
angenehmen und einigermaßen reibungslosen Einlass ermöglicht.
Stellenweise drängte sich das Gefühl auf, dass die Kassen- und
Einlassorganisation sich sogar im Vergleich zum letzten Jahr
verschlechtert hatte. Es liegt außerhalb unseres Kenntnisstandes,
was alles für die Veranstalter (un)möglich war, doch bei so vielen
Eingangsmöglichkeiten, die der Pfalzbau zu bieten hat, hätte man
sicher mehr Ein- und Ausgänge nutzen können, als es getan wurde.
Im Inneren des Gebäudes angelangt,
fiel uns erst einmal der ungewohnte Freiraum auf, den man hatte, wenn
man sich durch die Gänge bewegte. Keine dicht an dicht gereihten
Stände, kein Vorbeidrängen an anderen Congängern, kein Geschubse
und keine plattgetretenen Füße. Die Verkaufsstände sowie der Bring
'N' Buy-Bereich waren so platziert, dass das frühere Chaos rund um
die angebotene Ware ausblieb. Es war geradezu angenehm, wie man an
Verkaufsständen vorbei zum Karaokeraum schlendern konnte oder zum
Gamesroom spazierte, ohne ständig angerempelt oder halb zerquetscht
zu werden.
Auch die Räume, die für die Workshops
wie zum Beispiel 'Arbeiten mit Fimo', 'Cosplaywaffen selber bauen'
oder 'Kalligraphie' benutzt wurden, waren von den Räumlichkeiten her
sehr gut gewählt, wobei dies vermutlich mehr an den
Raumeigenschaften an sich, als an den Auswahlmöglichkeiten lag.
Außerdem gab es dieses Mal statt einem kleinen Zelt, wie es letztes
Jahr noch der Fall war, einen eigenen Karaokeraum mit Leinwand und
Zuschauerplätzen, sehr zur Freude aller ambitionierten Sänger/innen.
Wer nicht seine eigenen
Darbietungskünste veranschaulichen wollte, hatte in der oberen Etage
im Festsaal die Option, die von anderen zu begutachten. Egal ob
Cosplaywettbewerb oder die Lolitamodenschau, die Showgruppe 'Tsuki no
Senshi' oder die traditionelle Mister und Miss Hanami Wahl, die
Besucher wurden durchweg unterhalten. Ein Problem, das sich auf jeder
Convention die wir bisher besuchten, offenbar nicht umgehen ließ,
ist und bleibt die Technik. Sie wirkt oftmals mehr gewollt als
gekonnt und so blieben übersteuerte Boxen, zu laute Musik und zu
leise eingestellte Mikrofone auch dieses Jahr sehr prägnant in der
Erinnerung.
Wer sich nach den lauteren
Programmpunkten etwas Ruhe gönnen wollte, hatte gleich zwei
spezielle Optionen zur Wahl, denn das Maid Café 'Maido no Kisetsu'
und der Host Club 'Sweet Spice' boten ihren Service im oberen Bereich
an und versorgten für wenig Geld ihre Kunden mit Kaffee, Kuchen,
Cupcakes und Cocktails.
Ansonsten sei zu den Räumlichkeiten
erwähnt, dass das obere Stockwerk durchaus noch etwas sinnvoller
hätte genutzt werden können und ein paar Sitzgelegenheiten mehr abseits
vom Maid Café und dem Hostclub wünschenswert gewesen wären. Es
wirkte alles in allem doch ein wenig kahl und das nicht nur im oberen
Bereich. Auch im Erdgeschoss mangelte es an der von den Vorjahren
bekannten Dekoration, die die Hanami stets begleitete. Wie sich
jedoch im Gespräch mit einigen Conhelfern herausstellte, war dies
von Seiten des Pfalzbaumanagements nicht gestattet.
Ebenso fand die extreme Waffenregelung
für die diesjährige Location nicht besonders viel Anklang. Selbst
die hausinterne Security empfand diese als zu streng und fühlte mit
den Cosplayern, die nicht einmal mit kleinen Pappmachée-Schildern
das Gebäude betreten durften, ohne die Gebilde vorher beim
Waffencheck abgeben zu müssen.
Das Highlight der Hanami 2012 sollte
der erste Cosplayball sein, welcher für 8,00 € Extraeintritt
zugänglich war. Voraussetzungen für den Besuch des Balls waren also
der Besitz einer Eintrittskarte und die Einhaltung des vorher überall
verbreiteten Dresscodes. Bei letzterem schieden sich offenbar die
Geister. Wie genau es auf dem Ball aussah, können wir nicht
berichten, jedoch sahen wir viele, wirklich viele Ballbesucher durch
den Einlass gehen, die nicht dresscodegerecht gekleidet waren.
Gummistiefel, Chucks und Sommerkleidchen entsprechen nicht den
Standards der angemessenen Abendgarderobe, wurden aber ohne
Diskussionen durchgelassen anstatt dass sie, wie im Vorfeld
angekündigt, den Zutritt verwehrt bekamen. Diese Haltung konnten
einige derjenigen, die sich wegen dem strengen Dresscode keine
Ballkarte sicherten, nicht nachvollziehen und so blieb bei einigen
Conventiongängern der bittere Beigeschmack, um einen schönen Abend
betrogen worden zu sein.
Nun mag der Eindruck entstehen, dass
die diesjährige Hanami entgegen derer in den Vorjahren an Qualität
verloren und der Spaßfaktor gelitten hat. Nun gut, wir können nicht
abstreiten, dass wir im Großen und Ganzen ein wenig enttäuscht
waren. Angefangen bei den wesentlich teureren Tickets, nachdem
letztes Jahr groß getönt wurde, dass der Locationwechsel keine
Auswirkungen auf die Eintrittpreise haben würde, über die immer
noch erschreckend mangelhaft organisierten Einlässe bis hin zum
Nichteinhalten der eigenen Regel für den Cosplayball, sorgten das
ganze Wochenende für immer wiederkehrende Momente des Missmutes.
Dennoch bleibt die Hanami in Ludwigshafen einfach die Hanami. Eine
Convention auf der man Gleichgesinnte trifft, shoppen geht, seinen Spaß
hat und allerlei neue Bekanntschaften schließen kann. Und das ist es
eigentlich, was diese Veranstaltung alljährlich doch wieder
lohnenswert macht, auch wenn wir uns wünschen würden, dass im
achten Jahr einige organisatorischen Probleme aus der Welt geschafft
werden.
Text und Bilder: C. Stahl
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